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Kapitel 3.2 Schwierigkeiten

Kapitel 3.2

Schwierigkeiten

Hanna Reuter fühlte sich in der Türkei nie heimisch – unter anderem, weil sie nicht mehr von der Sprache lernte als das, was sie zum Einkaufen benötigte. Eine zusätzliche Belastung ergab sich aus dem Umstand, dass der Arbeitsvertrag ihres Mannes anfangs immer nur um ein Jahr verlängert wurde. 1938 bekam er einen Lehrauftrag für Kommunalwissenschaft an der Hochschule für Politische Wissenschaft in Ankara. Auch die Verlängerung der deutschen Pässe und der Aufenthaltserlaubnis hing von der türkischen Arbeitsgenehmigung ab. Jedes Mal war der Gang Ernst Reuters zum türkischen Konsulat für Hanna Reuter, die als Ehefrau eine passive gesellschaftliche Stellung innehatte und nicht selber aktiv sein konnte, mit großem Bangen verbunden. In Edzard Reuters Erinnerung glich dieser Prozess für seine Mutter „Jahr für Jahr neu einer wahren […] zitternd miterlebten Folter“.

Äußerst belastend waren für Hanna Reuter während des Zweiten Weltkriegs auch die siegesversprechenden „Sondernachrichten aus dem Führerquartier“ und zugleich die nie endende Sehnsucht nach der Heimat. Die türkische Lebensweise blieb ihr fremd. Aus einer damals wie heute verbreiteten eurozentristischen Perspektive heraus bewertete sie Vieles als rückständig und primitiv. Sie litt unter den körperlich anstrengenden klimatischen Bedingungen in Zentralanatolien, der großen Hitze und  unter dem sehr begrenzten Kreis an sozialen Kontakten. Ihren Mann wollte sie mit ihren Sorgen nicht belasten. In Hanna Reuters Aufzeichnungen findet sich der Satz: „So lebte ich, außerhalb unserer kleinen Familie sehr allein, vor allem die Bücher gaben mir Trost.“


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Kapitel 3.1
Emigration
Kapitel 3.3
Familienleben
Kapitel 4
Neue Anfänge: Hanna Reuters Leben nach der Rückkehr nach Berlin
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