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Schluss

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Hanna Reuter war eine starke und überaus politische Frau. Nach ihrer Heirat 1927 entschied sie sich aus eigenem Willen dazu, das persönliche Leben den Erfordernissen unterzuordnen, die sich aus dem politischen Wirken ihres Mannes ergaben. Dieser Befund wird von zahlreichen Selbstaussagen gestützt. So blickte sie anlässlich eines Vortrags bei der Kreuzberger SPD im Mai 1962 auf ihr Leben an der Seite Ernst Reuters zurück: „Wenn Sie mich nun fragen, ob unser Leben in dieser Zeit der höchsten Anstrengungen, Arbeit und Hetze glücklich gewesen sei, muß ich Ihnen mit einem ‚ja‘ antworten. […] Die Familie ist vor der Größe seiner Aufgabe und den Mühen zu ihrer Erfüllung völlig und auch willig in den Hintergrund getreten.“
Fraglos kamen in Hanna Reuters Ansichten und in ihrem eigenen Handlungsspielraum die gängigen Geschlechtermodelle der Zeit zum Tragen, die die Rollen zwischen Mann und Frau sehr eindeutig verteilten. Ihre Biografie ist wohl kaum zu verstehen, ohne Ernst Reuter mitzudenken, dessen Leben und Ansichten sie stark beeinflussten. Aber der Befund gilt in ähnlicher Weise auch in die andere Richtung, da Hanna Reuter ihren Mann in allen Lebensphasen bedingungslos unterstützte. Umso wichtiger ist es, Frauen wie Hanna Reuter aus dem Schatten der bekannten Männer zu holen und ihnen die verdiente Anerkennung zukommen zu lassen.

Konzeption: Paloma Sedlmayr und Leonie Steger
Recherche: Paloma Sedlmayr
Fachliche Beratung: Dr. Michael C. Bienert und Merle Büter
Gestaltung: Ute Langbein

Hanna Reuter, Mitte der 1960er Jahre.
Hanna Reuter, Mitte der 1960er Jahre.
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Einführung

Vier Leben in einem:

Eine biografische Würdigung Hanna Reuters

Während die Erinnerung an Ernst Reuter, den legendären Berliner Oberbürgermeister zur Zeit der sowjetischen Blockade 1948/49, in der Stadt immer noch präsent ist, lässt sich das über seine zweite Ehefrau Hanna Reuter (1899-1974) nur schwerlich behaupten. Hanna Reuter – die Nennung des Namens ruft beim Gegenüber höchstens ein unwissendes Schulterzucken als Reaktion hervor. Doch die Biografie des ungleich berühmteren Mannes wäre kaum zu verstehen, würde man in ihr nicht auch der Ehefrau einen zentralen Platz einräumen. Ernst Reuter sah dies sehr ähnlich: „Wenn sie auch nicht in Erscheinung tritt“, so äußerte er sich 1952 in einem Interview, „ist sie doch ein wichtiger Bestandteil des Regierenden Bürgermeisters“. Bei dieser wertschätzenden Aussage handelte es sich, wenn wir beider Leben etwas genauer betrachten, sogar noch um eine Untertreibung.

Die Ausstellung „Vier Leben in einem“ ist aus Anlass des 50. Todestags von Hanna Reuter entstanden. Anhand ausgewählter Briefe, Tagebucheinträge, Fotografien, Ton- und Filmausschnitte soll ihre bedeutende Rolle im Leben ihres Mannes sowie ihr Beitrag zu dessen politischer Karriere beleuchtet werden. Hanna Reuter kann als ein anschauliches Beispiel dienen, wie es vielen Frauen herausragender politischer Persönlichkeiten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erging, deren Einfluss oft im Verborgenen blieb. Ein Blick auf ihre Biografie hilft uns also, den Werdegang und das Denken dieser Frauen besser zu verstehen und sie ein Stück weit aus dem Schatten der berühmten Männer herauszuholen.

Wer sich näher mit Hanna Reuters Leben beschäftigt, begegnet einer überaus selbstbewussten Frau mit einem klaren sozialdemokratischen Kompass. Nicht von ungefähr verstanden sich die Ehepartner in dieser Frage auf Augenhöhe, auch wenn ihre öffentlichen Funktionen freilich sehr unterschiedlich gelagert waren. Der Titel „Vier Leben in einem“ versucht, die wichtigsten Facetten im Lebensweg Hanna Reuters zu fassen: Sie war nicht nur Ehefrau und Mutter, sondern gleichfalls eine politisch engagierte Frau, ab 1948 „First Lady“ Berlins mit zahlreichen gesellschaftlichen Verpflichtungen sowie schließlich die resolute Bewahrerin des Erbes ihres 1953 verstorbenen Mannes.

Konzeption: Paloma Sedlmayr und Leonie Steger
Recherche: Paloma Sedlmayr
Fachliche Beratung: Dr. Michael C. Bienert und Merle Büter
Gestaltung: Ute Langbein

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Kapitel 1
Von Hannover nach Berlin: Hanna Reuters frühe Jahre
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Kapitel 1
Von Hannover nach Berlin: Hanna Reuters frühe Jahre
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Abbildung A1-120

Hanna Reuter mit den Kindern Gerd Harry, Hella und Edzard, 1931.

1931 zog die Familie nach Magdeburg, nachdem Ernst Reuter von der dortigen Stadtverordnetenversammlung zum Oberbürgermeister gewählt worden war. Das Foto entstand im Garten der Dienstvilla am Kaiser-Otto-Ring. Neben Hanna und den Kindern ist „Oma Keilig“ zu sehen, die bei der Erziehung und der Führung des Haushalts half.

Hanna Reuter mit den Kindern Gerd Harry, Hella und Edzard, 1931.

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Abbildung 05-10

Übergabe des ersten Bandes der Ernst-Reuter-Edition an den Regierenden Bürgermeister von Berlin Klaus Schütz durch Hanna Reuter, 26. April 1972.

Dem Beharrungsvermögen und dem Einsatz Hanna Reuters sowie weiterer ehemaliger Weggefährten ihres Mannes war es zu verdanken, dass zwischen 1972 und 1975 eine umfassende vierbändige Werkausgabe mit Briefen, Artikeln und Reden Ernst Reuters erscheinen konnte. Nach dem Tod des Mitherausgebers Hans E. Hirschfeld 1971, der über viele Jahre zu den engsten Mitarbeitern Reuters gehört hatte, führte der Historiker Hans J. Reichhardt die Arbeit an dem Werk fort. Hanna Reuter erlebte noch das Erscheinen der ersten beiden Bände.

Übergabe des ersten Bandes der Ernst-Reuter-Edition an den Regierenden Bürgermeister von Berlin Klaus Schütz durch Hanna Reuter, 26. April 1972.

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Objekt 05-01

Entwurf der Trauerrede des Regierenden Bürgermeister Klaus Schütz anlässlich der Beisetzung Hanna Reuters am 21. Juni 1974.

In dem Entwurf der Trauerrede hieß es, dass Hanna Reuter eine starke Persönlichkeit gewesen sei: „Sie bedurfte keines anderen, um dies zu sein. Dennoch tun wir ihr nicht Unrecht, wenn wir ihre Existenz ganz auf Ernst Reuter beziehen. Sie selbst hat ihr Leben so entschieden. Sie würde es als Nichtbegreifen und Nichtverstehen ihrer Person ansehen, wenn wir um des vermeintlichen Schutzes ihrer Individualität willens sie von ihrem Mann trennten. Sie hat für ihn gelebt.“ Den Satz „Ich habe nicht immer mit ihr übereinstimmen können“, der sich im Entwurf findet, ersetzte Schütz durch die Worte: „Wir waren uns einig, dass es heute wie zur Zeit Ernst Reuters darum geht, diesem Berlin Freiheit und Demokratie zu erhalten.“

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Entwurf der Trauerrede des Regierenden Bürgermeisters auf Hanna Reuter, 21. Juni 1974.
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Entwurf der Trauerrede des Regierenden Bürgermeisters auf Hanna Reuter, 21. Juni 1974.
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Entwurf der Trauerrede des Regierenden Bürgermeisters auf Hanna Reuter, 21. Juni 1974.
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Entwurf der Trauerrede des Regierenden Bürgermeisters auf Hanna Reuter, 21. Juni 1974.
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Entwurf der Trauerrede des Regierenden Bürgermeisters auf Hanna Reuter, 21. Juni 1974.
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Objekt 05-04

Brief von Willy Brandt an Hanna Reuter, 1. August 1957.

Wenige Wochen nach dem Tod Ernst Reuters begannen Willy Brandt und der Politikwissenschaftler Richard Löwenthal mit der Arbeit an einer politischen Biographie über ihn. Hanna Reuter gewährte den Mitarbeitern des Projekts Zugriff auf zahlreiche Unterlagen, sie forderte aber auch immer wieder ein starkes Mitspracherecht bei der Konzeption und inhaltlichen Ausrichtung des Buches ein. Im überlieferten Schriftwechsel mit dem Kindler-Verlag und mit Willy Brandt wird Hanna Reuters Positionierung sehr deutlich. Zwar antwortete Willy Brandt ihr im August 1957 kurz vor der Veröffentlichung des Buches, wie er die Biographie nach ihren Wünschen zu überarbeiten gedenke. Insgesamt wurde ihren Verbesserungsvorschlägen jedoch nur begrenzt entsprochen und kurz darauf den Interventionen höflich ein Ende bereitet.

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Brief von Willy Brandt an Hanna Reuter, 1. August 1957.
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Brief von Willy Brandt an Hanna Reuter, 1. August 1957.
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Kapitel 5.2 Aufrechterhalten des Gedenkens

Kapitel 5.2

Aufrechterhalten des Gedenkens

Hanna Reuter sah es ab 1953 als ihre Aufgabe an, das Erbe ihres verstorbenen Mannes weiterzutragen. So unterstützte sie Willy Brandt und Richard Löwenthal tatkräftig bei ihrer Arbeit an dem Buch „Ernst Reuter. Ein Leben für die Freiheit. Eine politische Biographie“, das schließlich 1957 erschien. Ein großer Teil des Nachlasses von Ernst Reuter, der heute in den Magazinen des Landesarchivs Berlin aufbewahrt wird, bilden zudem Beschwerdebriefe, die Hanna Reuter beispielsweise an Zeitungen und Verlage richtete, wenn die Darstellungen über Ernst Reuter in ihren Augen fehlerhaft oder lückenhaft waren.

Mit den Bemühungen stieß Hanna Reuter bei ihren Zeitgenossen aber immer wieder an Grenzen, was sie im Laufe der Jahre zusehends einsam werden ließ. Gleichwohl hat sie der biografischen Reuter-Forschung sehr wichtige Impulse gegeben.

Am 17. Juni 1974 verstarb Hanna Reuter bei einem Autounfall zusammen mit einer alten Freundin.


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Kapitel 5
Bewahrerin des Lebenswerkes
Kapitel 5.1
Die Witwe
Schluss
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Kapitel 5
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Die Witwe
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Abbildung 05-09

Hanna Reuter bei der Enthüllung der Büste ihres Mannes in der Ernst-Reuter-Siedlung in Berlin-Wedding, 18. Juli 1954.

In den 1950er und frühen 1960er Jahren wurden in West-Berlin und in der Bundesrepublik zahlreiche Straßen, Plätze und Schulen nach Ernst Reuter benannt. Oftmals suchten die Einrichtungen vor einer Namensgebung den Kontakt zu Hanna Reuter, um ihre Unterstützung für das Projekt zu gewinnen. An den feierlichen Einweihungen von Büsten und der Hängung von Reuter- Gemälden in Berlin nahm sie stets teil und hielt Grußworte oder Reden über ihren Ehemann – stets auch mit einer politischen Note.

Hanna Reuter bei der Enthüllung der Büste ihres Mannes in der Ernst-Reuter-Siedlung in der Berlin-Wedding, 18. Juli 1954.

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Abbildung 05-08

Hanna Reuter mit dem Violinisten Yehudi Menuhin anlässlich eines Wohltätigkeitskonzerts für die Ernst-Reuter-Gesellschaft im Auditorium Maximum der Freien Universität, 16. April 1956.

Hanna Reuter mit dem Violinisten Yehudi Menuhin anlässlich eines Wohltätigkeitskonzerts für die Ernst-Reuter-Gesellschaft im Auditorium Maximum der Freien Universität, 16. April 1956.

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Abbildung 05-07

Hanna Reuter mit Willy Brandt bei der Einweihung des umgestalteten Ernst-Reuter-Platzes, 15. September 1960.

Da Willy Brandt in den späten 1950er Jahren in der Berliner Sozialdemokratie als „politischer Ziehsohn“ Ernst Reuters betrachtet wurde, hielt er einen engen Kontakt zu Hanna Reuter.

Hanna Reuter mit Willy Brandt bei der Einweihung des umgestalteten Ernst-Reuter-Platzes, 15. September 1960.

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