Schluss
Hanna Reuter war eine starke und überaus politische Frau. Nach ihrer Heirat 1927 entschied sie sich aus eigenem Willen dazu, das persönliche Leben den Erfordernissen unterzuordnen, die sich aus dem politischen Wirken ihres Mannes ergaben. Dieser Befund wird von zahlreichen Selbstaussagen gestützt. So blickte sie anlässlich eines Vortrags bei der Kreuzberger SPD im Mai 1962 auf ihr Leben an der Seite Ernst Reuters zurück: „Wenn Sie mich nun fragen, ob unser Leben in dieser Zeit der höchsten Anstrengungen, Arbeit und Hetze glücklich gewesen sei, muß ich Ihnen mit einem ‚ja‘ antworten. […] Die Familie ist vor der Größe seiner Aufgabe und den Mühen zu ihrer Erfüllung völlig und auch willig in den Hintergrund getreten.“
Fraglos kamen in Hanna Reuters Ansichten und in ihrem eigenen Handlungsspielraum die gängigen Geschlechtermodelle der Zeit zum Tragen, die die Rollen zwischen Mann und Frau sehr eindeutig verteilten. Ihre Biografie ist wohl kaum zu verstehen, ohne Ernst Reuter mitzudenken, dessen Leben und Ansichten sie stark beeinflussten. Aber der Befund gilt in ähnlicher Weise auch in die andere Richtung, da Hanna Reuter ihren Mann in allen Lebensphasen bedingungslos unterstützte. Umso wichtiger ist es, Frauen wie Hanna Reuter aus dem Schatten der bekannten Männer zu holen und ihnen die verdiente Anerkennung zukommen zu lassen.
Konzeption: Paloma Sedlmayr und Leonie Steger
Recherche: Paloma Sedlmayr
Fachliche Beratung: Dr. Michael C. Bienert und Merle Büter
Gestaltung: Ute Langbein