Kapitel 2.1
Bilden eines Netzwerks
Nach der gewaltsamen Entfernung aus dem Amt als Oberbürgermeister im März 1933 durch die Nationalsozialisten wurde Ernst Reuter am 9. Juni 1933 verhaftet und einige Wochen später ins Konzentrationslager Lichtenburg verbracht. In der politisch gleichgeschalteten Magdeburger Lokalpresse wurden Gerüchte um Reuters angebliche Verstrickung in schwere Verbrechen als bolschewistischer Volkskommissar an der Wolga 1918 verbreitet, was die Familie stark belastete.
Um ihrem Mann zu helfen, mobilisierte Hanna Reuter ihre Kontakte im In- und Ausland, sie sandte Anfragen an alle erreichbaren Instanzen und erschien persönlich bei den Behörden in Magdeburg und Berlin, um seine Freilassung zu erwirken. Durch ihre Bekanntschaft mit anderen Frauen, deren Ehemänner ebenfalls verhaftet worden waren, bildete sich ein oppositionelles Netzwerk heraus. Nach sieben Monaten wurde Ernst Reuter Anfang Januar 1934 unvermittelt aus der Haft entlassen.



