Auszug aus dem Tagebuch von Hanna Reuter von 1948.
In ihrem Tagebuch hielt Hanna 1948 ihre alltäglichen Probleme und Sorgen fest, die sich vor allem um die Kinder, das Dienstmädchen und die erschwerten Bedingungen des Alltags drehten. Doch auch ihre persönlichen Einschätzungen zum politischen Geschehen lassen sich hier finden. Am 10. Juli 1948 notierte sie: „Ich denke ständig daran, ob Ernst das physisch durchhalten wird. Er ist von morgens 8 […] bis spät in die Nacht 12, 1, 2 Uhr unterwegs, gejagt von einer Konferenz, Besprechung in die andere, von der [Erörterung] eines Gegenstandes zum völlig anderen. Staatsmänner anderer Länder haben auch heute noch ihr Wochenende u. Tage des Ausruhens. […].“ Auch die ungewisse Zukunft Berlins beschäftigte Hanna Reuter sehr. In einem anderen Eintrag stellte sie sich die Frage, ob Berlin weiter als demokratisches Vorbild fungieren könne: „“Unser Berlin“ — Hauptstadt u. geistiger Mittelpunkt eines Landes übernimmt in den schlimmen Zeiten der Not, Zerrissenheit, Bedrohung die Führung und Formung bei der Bildung eines neudeutschen (oder uralten?) Staatsbewusstseins. Ob uns das weiter gelingen wird?“ Zu den Problemen, die sie aufzählt, gehören außerdem die täglich anders berechnete Ostmark und die begrenzten Zeiten, in der Gas und Strom verfügbar waren.