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Reuter. Freiheit. Berlin

Ernst Reuter. Freiheit. Berlin.

Herausgegeben von Michael C. Bienert

Im Mai 1952 wandte sich der Regierende Bürgermeister von Berlin, Ernst Reuter, nicht zum ersten Mal vor der Ruine des ausgebrannten Reichstags an die Bürgerinnen und Bürger seiner Stadt. Vier Jahre zuvor, nach der faktischen Teilung der Metropole und angesichts einer zunehmend feindseligen Sowjetunion, die das Überleben der liberalen Demokratie in Berlin bedrohte, hatte Reuter erklärt: „Ihr Völker der Welt, schaut auf diese Stadt!“

Es war ein klarer Aufruf an den Westen, Berlin zu verteidigen. Mit der sowjetischen Blockade im Juni 1948 waren der Zugang zur Stadt und die Versorgung auf dem Landweg unmöglich geworden. Reuter spielte eine zentrale Rolle bei der Mobilisierung der westlichen Alliierten und bei der Unterstützung der Luftbrücke.

Der „Blockade-Bürgermeister“ Reuter erwarb sich hohe Anerkennung. Dass er einmal zu den entschiedensten Verteidigern der liberalen Demokratie gegenüber der kommunistischen Aggression zählen würde, war in seiner Jugend aber keineswegs absehbar. Einst war er unter Sozialisten und Kommunisten aktiv gewesen, glaubte an die revolutionäre Sache, arbeitete 1918 als Volkskommissar und stand mit Lenin und Stalin im Austausch.

Ernst Reuter. Freiheit. Berlin. untersucht nicht nur Reuters Ideen, Beweggründe und seinen Weg vom Revolutionär zum Verteidiger der liberalen Demokratie, sondern zeigt auch, wie eng seine Geschichte mit dem Schicksal Berlins verknüpft ist. Die Beiträge von Michael C. Bienert, David E. Barclay, Matthias Oppermann, Erik Schneeweis und Barış Ülker befassen sich mit Reuters Haltung zur liberalen Demokratie und zum Kommunismus, mit seinen Erfahrungen als Stadtreformer und mit seiner Zeit in West-Berlin und verdeutlichen, dass jedes Verständnis der Stadt und ihrer Geschichte ohne das Wissen um Ernst Reuter unvollständig bleiben muss.